Die Theaterpädagogische Fortbildung "Inklusive Theaterarbeit" vermittelt neben den Grundkenntnissen der Theaterpädagogik Methoden zur Anleitung von Theatergruppen, an den Menschen mit und ohne Behinderungen teil nehmen. "Theater ohne Auswendiglernen", Bildertheater und die Mittel des Improvisationstheaters sind dabei hilfreich.
Die Anleiter der Fortbildung „Integrative Theaterarbeit“, Thomas Wewers, Erzieher, Theater-, Heilpädagoge und Clown, tätig als Kulturmanager in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, hat sein theaterpädagogisches Handwerk in der Jugendkunstschule Unna erlernt. Speziell für diese Theaterarbeit hat er das Improvisationstheater-Konzept dieser Jugendkunstschule aufgegriffen und durch die Masken- und Theaterarbeit von Walter Koch, Schauspieler, Sonderpädagoge, Kabarettist mit Masken, Mitbegründer des „Blaumeier-Ateliers“ Bremen (www.blaukunst.de ) bereichert und weiter entwickelt. Zusammen verfügen die Anleiter über 50 Jahre Erfahrung in der Theaterarbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung.
So bekommen Sie eine große Bandbreite an Anleitungsmöglichkeiten geboten, um so Ihren individuellen Anleitungsstil mit Ihren persönlichen Schwerpunkten zu entwickeln und diesen in den Ausbildungsblöcken praxisnah zu erproben, indem Sie selbst anleiten und fachliche Rückmeldungen erarbeiten. Dies erfordert auch Vor- und Nachbereitungszeit außerhalb der Fortbildungsblöcken!
Vorrausetzungen der Teilnehmer: Die theaterpädagogische Anleitung über das Vor-, An- und Mitspiel steht im Vordergrund. Dies bedingt: sich auf sich selbst, auf die Gruppe, auf das Thema Theater und einen künstlerischen, kreativen Prozess einzulassen.
1. Block: Spielfreude: Grundlage und Rüstzeug Dieser Block dient zur Einführung und zum Selbstverständnis des Theaterspielens. Mit Hilfe verschiedener Spieltechniken und Übungen aus dem Bereich des Improvisationstheaters, die Basis für die nachfolgenden Blöcke und „Rüstzeug“ für die Arbeit mit eigenen Theatergruppen sind, entdecken und vertiefen die Teilnehmer die eigene Spielfreude und den Spaß am Rollenspiel. Wir nähern uns den Grundlagen der Theaterarbeit mit der Arbeit am Selbst. Dabei behandeln wir folgende Themen: Spielansätze der Schauspielerkunst und der Theaterpädagogik, Grundlagen der Spielanleitung, Kompetenzen entdecken, die „Fokuss-Methode“, „über den eigenen Schatten …“, Vertrauen, Nähe, Regeln, Begegnung & lmprovisation, Präsenz & Fokus.
2. Block: Spielgeschichten finden Um eine geeignete Spielgeschichte zu finden, verlassen wir gewohnte Bahnen unseres Alltagslebens, spitzen Ereignisse zu, drehen Erfahrungen um, suchen die Abweichung, greifen Wünsche auf. Damit die packenden Ideen zu einem spannenden Theaterstück weiterentwickelt werden, müssen die wild wuchernden Szenarien dramaturgisch aufgearbeitet werden. Da wir Theater ohne auswendig lernen praktizieren, wirken die Spielgeschichten authentisch und kreativ.
3. Block: Einführung in die Spielgeschichte/Animation In diesem Block widmen wir uns der Einführung der im vorigen Block gefundenen Spielgeschichten. Indem der Theaterpädagoge den Teilnehmern der Theatergruppe die Spielfiguren und Situationen der Spielgeschichte plastisch, greifbar und verständlich präsentiert, begeistert er sie so, dass sich die Spielfreude auf alle überträgt. Dafür lernen wir Animationsformen für die Einführung in die Spielgeschichte kennen, denen sich kaum jemand entziehen kann.
4. Block: Die Probenarbeit: Spielbegleitung und Spielkorrektur In diesem Block lernen wir, wir man es schafft die Teilnehmer am Spiel zu halten. Dies erreicht der Theaterpädagoge, wenn er ermutigend, sensibel, und in lebendiger Beziehung den Spieler auf Verbesserungsvorschläge hinweist, um so die Spielfehler zu korrigieren. Es muss gelernt werden, spontan, flexibel und individuell zu coachen. Weitere Lerninhalt ist die Arbeit an der Rolle mit: Methoden der Rollenfindung für behinderte Schauspieler, Rollen-Tätigkeit & Rollen-Requisit, Rollenumfeld (Rollensicherheit), Arbeit mit „Text und Sub-Text“, „Status“ und „Off“- Bühne.
5. Block: Maskenbau Der Maskenbau setzt bei allen Menschen verborgene, kreative Schätze frei und der Wunsch, die eigene Ausdruckskraft zu erproben, wird geweckt. Die Inhalte dieses Blocks sind die Einführung in die Methode Maskenbau, Bau einer individuellen Maske aus massivem Papier, Kaschieren der Tonform mit „Basler Maskenpapier“ und Colorieren der Maske mit Schwammtechnik.
6. Block: Maskenspiel Die Inhalte dieses Blocks sind Einführung in die Möglichkeiten und Grenzen des Maskenspiels, Einfühlung in die Maske, Verwandlung und Spiel, das „Geheimnis der Maske“ und Spieltechniken des Maskentheaters. Da Masken nicht sprechen, erleichtern sie das Theaterspielen und erzwingen auf sanfte, angenehme Art eine sensible Selbstwahrnehmung, die ihren Ausdruck im lebendigen Spiel findet.
7. Block: Die Abschlussproduktion - eine Werkaufführung In diesen vier Tagen entwickelt die Teilnehmer unter Anleitung eine Theaterstück bis zur Vorführungsreife. Unter Zeitdruck kreativ und kooperativ zu arbeiten ist ein unschätzbarer Wert für alle, die integrative Theatergruppen anleiten wollen. Wer sich auf diesen stressigen, belastenden, aber auch erfüllenden Prozess einlässt, kann sich als Spielleiter gut in die Situation der von ihm zu Betreuenden hineinversetzten. In diesem Block verdichten sich alle Lerninhalte der vorangegangen Blöcke. Die Werkaufführung findet vor Publikum statt – eine Erfahrung, die bisherige Teilnehmer und die Anleiter nicht missen wollen.
Die Blöcke bauen thematisch aufeinander auf, können also nicht einzeln gebucht werden! Nur Block 5 und 6 können zusammen unabhängig gebucht werden!
Kosten: Die Kosten betragen 1400,-€, in Raten zahlbar. Ohne Übernachtung u. Verpflegung! Übernachtung in der Alten Schule möglich.
Referenten: Thomas Wewers, Walter Koch, Susanne Diebel i.V.
Teilnehmerzahl: 8-16 Personen.
Anmeldung, Bestätigung, Rücktritt: Anmeldung erfolgen schriftlich bis zum 20.08.2014. Eine Zusage oder Absage erfolgt durch uns bis zum 29.08.2014. Ein Rücktritt muss schriftlich bis zum 05.09.2014 erklärt werden. Spätere Absagen haben eine Ausfallentschädigung in Höhe eines Drittels der Gesamtkosten zur Folge, falls sich auf der Warteliste kein Ersatz findet. Bei Kündigung nach dem 2. Block müssen die gesamten Kosten gezahlt werden!
Fehlzeiten: Versäumte Inhalte werden auf dem Zertifikat gestrichen oder ein entsprechender Nachweis über die Kenntnisse wird erbracht. Wer mehr als 16 Std. fehlt, kann kein Zertifikat erhalten
Hier ein Presseartikel über eine Abschlussproduktion aus dem Jahre 2008:
Die theaterpädagogische Fortbildung "Integrative Theaterarbeit 2007/2008" ist abgeschlossen.
Teilnehmer aus ganz Deutschland hatten ihren letzten Fortbildungsblock, in dem sie innerhalb von 4 Tagen ein Theaterstück auf die Bühne gebracht haben. Hier der Zeitungsbericht der Lüdenscheider Nachrichten dazu:
Lernen funktioniert im Kopf, aber noch viel besser im Bauch. Walter Koch und Thomas Wewers zeigen im Rahmen einer Fortbildung, wie Menschen Theatergruppen anleiten können
20.04.2008 19:20 • Von Yasmin Alijah
LÜDENSCHEID Eine neidische Stiefmutter, die anderen nicht gönnen kann, was sie selbst nicht leben durfte: die Erfüllung ihrer beruflichen Träume, ihr übermächtiger Vater, die schöne Bella, fünf Zwerge und ein Hofstaat - unter dem Titel "Beauty Land" erlebten die zahlreich erschienenen Zuschauer in der Kulturwerkstatt Alte Schule intensivstes Improvisationstheater, voller Gefühl und eindrücklicher Szenen.
Als zeitgemäße Interpretation des alten Märchens "Schneewittchen" versetzten elf Darsteller die Zuschauer in eine Welt, die geprägt ist von Erwartungshaltungen der Familie, von herausragender Schönheit einer Einzelnen und dem damit verbunden aufkommenden Neid. Das Stück handelt aber auch von Wünschen und Träumen, die zunächst nicht gelebt, später doch zum Aufbruch in die persönliche Freiheit führen. Die Zuschauer erfahren jedoch bis zum Ende nicht, ob der innere Aufbruch gelingt und werden in diese Fragestellung entlassen. Es thematisiert den Mut, authentisch zu sein - allen Widerständen zum Trotz; zu sich und seinen Vorstellungen zu stehen - mit dem ganzen Spektrum der damit verbundenen widersprüchlichen Gefühle.
Als Ergebnis eines theaterpädagogischen Fortbildungsprojektes zeigten die aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmer der Weiterbildung in dem Stück, worum es in den vergangenen sechs Schulungsblöcken ging: wie Theaterpädagogik mit Menschen mit Behinderten aussehen kann und aussehen sollte, nämlich als Einüben und Erproben über das emotionale Gedächtnis. "Viele Menschen mit Behinderungen können nicht stur auswendig lernen, aber sie können sich an Gefühle erinnern und über diese auch textliche Zusammenhänge behalten", erklärte der Sonderpädagoge und Schauspieler Walter Koch, der sowohl das "Blaumeisteratelier" in Bremen als auch "Blaukunst-Kultur vor Ort" am Bodensee initiierte und der nun gemeinsam mit dem Leiter der Kulturarbeit im Johannes-Busch-Haus, Thomas Wewers, im Rahmen der Fortbildungsreihe lehrte. "Es geht letztlich immer darum, authentisch zu sein, die Stärken im Menschen zu stärken", so Wewers.
Wie das geht, welche Möglichkeiten es gibt, Menschen mit Behinderung an die Hand zu nehmen und sie in die Welt des Schauspiels, des Fühlens, Begreifens und authentischen Darstellens einzuführen, auf der Basis nicht der Intellektualität, sondern der Emotionalität, haben beide miteinander auf diesem methodischen Lehrgang vermittelt. Dabei war das Lernen der Teilnehmer eben gerade über die eigene emotionale Erfahrung ein Hauptaspekt der Schulung.
Mit Phasen immer wieder auch der Reflexion über das eigene Erleben bekamen sie wesentliches Rüstzeug mit auf den Weg, erfolgreich eigene Theaterprojekte zu leiten, bei denen nicht das Regiebuch, sondern der Mensch mit seiner Persönlichkeit im Vordergrund steht. "Beauty Land" vermittelte anschaulich diese Arbeit des Wahrnehmens und emotionalen Begreifens. Es gelang, die Zuschauer kurzweilig über 45 Minuten zu fesseln, wofür die Darsteller anhaltenden, wohlverdienten Applaus ernteten.